So entsteht ein feministischer Porno - am Set von Erika Lust - Liebeserklaerer

So entsteht ein feministischer Porno - am Set von Erika Lust - Liebeserklaerer

Wie es sich anfühlt, fremden Menschen beim Sex zuzusehen? Undefinierbar und auf eine absurde Art trotzdem natürlich.Juan ist schon so gut wie bereit – er hat nur noch eine babyblaue Baumwollunterhose an, sein Handy trägt er in der Hand. Manchmal steckt er es in den Bund der engen Boxershorts, zum Beispiel, wenn er zwei Hände braucht, um sich aus der Plastikaufbewahrungsbox ein Kondom auszusuchen. Lady Mai wird währenddessen geschminkt. "Bist du auf Twitter?", fragt Juan sie, und "willst du mir folgen?".Gleich werden Juan Lucho und Lady Mai Sex haben, sie kennen einander vom Sehen, gerade haben sie zum ersten Mal kurz miteinander geredet. Vor der Tür des Lofts, in dem heute der Porno mit dem Titel "#SkypeSex" gedreht wird, haben sie sich einander vorgestellt und geklärt, ob sie das heute mit oder ohne Kondom machen wollen. Lady Mai, Medizinstudentin, wollte gerne mit, also steht Juan nun bereit, mit Kondomen in der Hand und Handy in der Hose."#SkypeSex" wird kein konventioneller Porno werden. Die Regisseurin, Erika Lust, ist bekennende Feministin, ihre Filme sind als ästhetischer Porno für Frauen bekannt und in der Szene anerkannt: Bei den Feminist Porn Awards gehört sie beinahe jährlich zu den Preisträgerinnen, wird international regelmäßig für ihre erotischen Kurz- und Langfilme geehrt.Seit zehn Jahren behauptet sich die Schwedin, die im Jahr 2000, nach ihrem Politikstudium, nach Barcelona auswanderte, als eine von sehr wenigen Frauen im Pornofilmgeschäft. "Ich wollte eine andere Art Erwachsenenfilme machen", sagt die 37-Jährige. "99 Prozent der Macher und Entscheider im Pornogeschäft sind Männer. Die machen Filme für sich. Ich will nicht, dass der männliche Blick auf Sex, männliche Wünsche, männliche Einstellungen das Einzige sind, was es gibt."Die Geschichte, die man hier heute verfilmt, hat sich kein Drehbuchautor ausgedacht, Erika Lust rief vergangenes Jahr das Projekt "XConfessions" ins Leben. Zuschauerinnen sollen von ihren Fantasien oder aufregenden Sex-Erlebnissen berichten, die Regisseurin wählt jeden Monat zwei der persönlichen Geschichten aus und macht daraus je einen Kurzfilm. "Wir wissen nicht, ob die Leute diese Dinge wirklich erlebt haben und ob es ihre geheimen Wünsche sind – aber ich war überrascht, wie unkonventionell und fantasievoll die Geständnisse sind. Und die Geschichten haben nichts mit traditionellen Pornos zu tun", berichtet Lust – übrigens ihr Künstlername. Das zeige doch, dass man Frauen einfach mal fragen müsse, was sie denn wirklich errege.Dennoch will Erika Lust ihre Arbeit und ihre Filme nicht als Ausdruck feministischer Zensur verstanden wissen: "Ich akzeptiere und respektiere auch den Porno, den Männer machen. Aber ich will, dass Frauen auch eine andere Wahl haben. Ich will eine gerechte Vielfalt." Web: Twitter: Facebook: Instagram:

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